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Alle Infos zur Umweltbaubegleitung

von | 12. Okt. 2021

Bei komplexen Bauvorhaben – sei es im Hochbau oder bei Infrastrukturmaßnahmen – setzen Bauherren immer häufiger eine Umweltbaubegleitung ein. Entsprechend steigt das Auftragsvolumen, das Planungsbüros mit der Umweltbaubegleitung erzielen. Warum ist das so und was versteht man eigentlich darunter? Was genau macht ein Umweltbaubegleiter und welche Qualifikation benötigt er dafür? Um diese Fragen sowie Tipps zu praxisrelevanten Leitfäden, Musterverträgen und Versicherungsfragen soll es im Folgenden gehen.

Was ist Umweltbaubegleitung?

Die Umweltbaubegleitung – auch ökologische Bauberatung oder naturschutzfachliche Baubegleitung genannt – ist eine beratende und qualitätssichernde Tätigkeit bei komplexen Bauvorhaben. Sie soll gewerkeübergreifend sicherstellen, dass

  1. alle Auflagen von Naturschutzbehörden umgesetzt werden und
  2. alle gesetzlichen Umweltvorschriften, Normen und Regelwerke beachtet werden.

Vorrangiges Ziel ist es, Umweltschäden zu vermeiden. Dazu gehört insbesondere,

  • vermeidbare Beeinträchtigungen der Pflanzen- und Tierwelt sowie von Boden, Grundwasser und Luft zu verhindern sowie
  • Belastungen für Mensch und Umwelt – etwa durch Lärm, Erschütterungen oder Staub – zu vermeiden.

Dies tut ein Baubegleiter etwa dadurch, dass er alle Beteiligten für mögliche Probleme sensibilisiert und über sinnvolle Umweltschutzmaßnahmen informiert. Er stellt sicher, dass die geforderten Schutz- und Kompensationsmaßnahmen vollständig umgesetzt werden. Ein Baubegleiter berät auch zu den Anforderungen des Natur-, Arten- und Umweltschutzrechts, die im Baubetrieb zu beachten sind.

Bauherren erhalten insbesondere bei Großbauvorhaben oft die behördliche Auflage, eine Umweltbaubegleitung einzusetzen. Manche nutzen sie auch, um ihr eigenes Haftungsrisiko für Umweltschäden zu minimieren (Einhaltung des Umweltschadensgesetzes). Da sie selbst selten über ausreichend qualifiziertes Personal verfügen, beauftragen private wie öffentliche Bauherren meist externe Sachverständige: Landschaftsarchitekten, Ingenieure oder Planungsbüros, die sich in der Regel zur Umweltbaubegleitung (UBB) fortgebildet haben und entsprechende Leistungen anbieten.

Aufgaben und Leistungen der Umweltbaubegleitung

Idealerweise beginnt deren Tätigkeit bereits in der Bauvorbereitungsphase und endet mit der Abnahme der letzten Bauleistungen und Rückbaumaßnahmen. Das Spektrum der Umweltbaubegleitung ist vielschichtig und je nach Standort und Bauprojekt verschieden. Die folgende Aufzählung typischer Aufgaben ist somit weder abschließend noch für jedes Vorhaben zutreffend.

Vorbereitung, Ausführungsplanung und Bauausschreibung:

  • Unterlagen sichten (z.B. Planwerk, Baugenehmigung / Planfeststellungsbeschluss)
  • Technische / Landschaftspflegerische Ausführungsplanung prüfen und ggf. ergänzen: Sind alle natur- und umweltschutzrechtlichen Vorgaben eingehalten (z.B. Ersatzmaßnahmen, Schonfristen, Schutzgebietsverordnungen)?
  • Bauablaufpläne: umweltrelevante Maßnahmen einordnen (Bsp.: Wer muss wann das Ersatz-Amphibiengewässer anlegen, damit es rechtzeitig funktionstüchtig ist?)
  • Beratung bei natur- und umweltrelevanten Detailplanungen
  • Leistungsbeschreibungen prüfen: Wurden Umweltvorgaben aus der Ausführungsplanung vollständig und korrekt übernommen?

Baubeginn:

  • Bauleiter und Unternehmer über die speziellen natur- und umweltschutzbezogenen Erfordernisse im Baugebiet aufklären
  • Zur Lage der verschiedenen Baustelleneinrichtungsflächen beraten (z.B. geeignete Stellplätze für Container, Material etc., geeignete Baustellenzufahrten)
  • Hinweise auf sensible Bereiche und erforderliche Schutzmaßnahmen geben (z.B. geschützte Biotope mit Absperrband markieren)

Ausführungsphase:

  • Bei regelmäßigen Baustellenbegehungen kontrollieren, ob Auflagen des Natur- und Umweltschutzes eingehalten werden (z.B. Vorgaben beim Umgang mit Treibstoffen)
  • Teilnahme an Baustellenbesprechungen (sofern auch Natur und Umwelt betroffen sind)
  • Auf zusätzliche Vermeidungs- und Schutzmaßnahmen hinweisen, die erst im Bauverlauf erforderlich werden; ggf. Abstimmung mit Fachbehörden (Eingriffsgenehmigung beschaffen)
  • Ggf. Belastungen durch Lärm, Staub und Erschütterungen kontrollieren
  • „Bautagebuch Umweltbaubegleitung“ führen
  • Baubegleitende Öffentlichkeitsarbeit des Bauherrn unterstützen

Bauende:

  • Räumung und Rekultivierung von Baustelleneinrichtungsflächen mit kontrollieren (z.B. ordnungsgemäße Entsorgung von Bauabfällen)
  • Dokumentation: alle Unterlagen zur Umweltbaubegleitung (Bautagebuch, Vermerke, Fotos etc.) zusammenstellen

Bei der Umweltbaubegleitung handelt es sich um eine eigenständige Beratungsleistung, die von den klassischen Planungs- und Überwachungsleistungen der Bauingenieure, Architekten oder Landschaftsarchitekten abzugrenzen ist. Ein Umweltbaubegleiter informiert und berät Bauherren und Bauleiter, übernimmt aber selbst keine bauüberwachenden Leistungen (und hat auch keine unmittelbare Weisungsbefugnis gegenüber den Baufirmen).

Bei der Beauftragung und Durchführung einer Umweltbaubegleitung können sich die Vertragsparteien an diversen Arbeitshilfen orientieren, beispielsweise am Leitfaden und Pflichtenheft der LU Baden-Württemberg, dem überarbeiteten Heft Nr. 27 Umweltbaubegleitung des AHO oder auch Leitfäden speziell für die Bereiche Bahn oder Straßenbau.

Notwendige Qualifikationen des Umweltbaubegleiters

Umweltbaubegleiter sind bei Bauvorhaben der zentrale Ansprechpartner für alle Schutzgüter. Sie arbeiten gewerkeübergreifend und unabhängig und überblicken als Generalisten den gesamten Bauvorbereitungs- und Bauprozess. Gerade für Landschaftsarchitekten / Freiraumplaner bietet es sich an, ihr Leistungsprofil zu erweitern und eine Umweltbaubegleitung anzubieten. Doch auch Ingenieure, Architekten oder Geographen verfügen oft über geeignete Vorkenntnisse. Um sich das darüber hinaus notwendige Fachwissen anzueignen, empfiehlt sich für alle eine Weiterbildung / Schulung zur UBB, wie sie einige private Institute sowie der BDLA in Kooperation mit der Hochschule Osnabrück regelmäßig anbieten.

Folgende Kompetenzen benötigen Umweltbaubegleiter:

  • Sehr gute Kenntnisse der naturschutz- und umweltschutzrechtlichen Regelungen (Richtlinien, Normen, Standards)
  • Gutes natur- und umweltschutzfachliches Wissen zu den jeweiligen Naturräumen
  • Bodenkundlicher Sachverstand
  • Bauvertragliches und bautechnisches Grundwissen
  • Praktische Baustellenerfahrung sowie Erfahrung im Projektmanagement
  • Hohe Kommunikationsfähigkeit, Verhandlungsgeschick und Entscheidungsbereitschaft

Wichtige Formalitäten: Honorar, Vertrag und Versicherung

Da die Aufgaben der Umweltbaubegleitung nicht einheitlich geregelt sind (etwa in der HOAI), ist eine schriftliche und eindeutige Leistungsvereinbarung besonders wichtig. Der BDLA stellt hierfür auf seiner Website einen Mustervertrag zur Verfügung, an dem sich Sachverständige und Auftraggeber orientieren können.

Auch die Vergütung ist individuell zu regeln. Viele Aufgaben sind projekt- und ortsspezifisch sind, weshalb Pauschalpreise oft problematisch sind. Stattdessen empfiehlt sich eine individuelle Kalkulation oder eine Abrechnung nach Zeitaufwand (auf Basis eines festgelegten Stundensatzes und ggf. mit Kostenobergrenze). Für Grundleistungen wie das Prüfen der Ausführungsplanung oder regelmäßige Kontrollgänge lässt sich vorab ein festes Honorar vereinbaren. Darüberhinausgehende (unvorhersehbare) Arbeiten sollte der Vertrag als Eventualpositionen aufführen, die aufwandsbasiert abzurechnen sind.

Bleibt noch die Frage nach dem notwendigen Versicherungsschutz. Wer die Umweltbegleitung etwa als Landschaftsarchitekt oder Ingenieur „nebenbei“ anbietet, ist in der Regel mit einer guten Berufshaftpflichtversicherung bereits ausreichend abgesichert. Wer noch keine berufliche Haftpflichtversicherung abgeschlossen hat, sollte dies als Umweltbaubegleiter in jedem Fall tun. Durch seine Tätigkeit, beispielsweise durch mangelhafte Beratung, kann er durchaus Schäden (mit)verursachen. Zudem bietet eine Berufshaftpflichtversicherung auch Rechtsschutz bei unberechtigten Schadenersatzforderungen – was gerade im oft emotionalen Spannungsfeld zwischen Bauwirtschaft und Naturschutz wichtig ist.

Immer gut beraten: Bei Fragen zu Versicherungen für Ingenieure, Architekten und Bauträger sprechen Sie uns gern an. Als spezialisierter Fachmakler beraten wir Sie unabhängig und kompetent.

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