Die Mehrheit der Bevölkerung schätzt die Höhe der späteren Rente zu hoch ein – auch Selbständige und Freiberufler. Das Problem ist nicht nur, dass viele das Thema Altersvorsorge auf die lange Bank schieben. Hinzu kommen der demographische Wandel und das anhaltend niedrige Zinsniveau. So müssen sich Lebensversicherer und berufsständische Versorgungswerke von den bisherigen Renditen verabschieden und die steigende Lebenserwartung reduziert die mögliche monatliche Rente zusätzlich. Wie können Freiberufler unter diesen Voraussetzungen vernünftig fürs Alter vorsorgen?
Zunächst einmal gilt: Mit der Altersvorsorge sollte man frühzeitig beginnen. Denn je später Selbständige damit anfangen, desto höher sind die monatlichen Beiträge, die für eine ausreichend hohe Rente notwendig sind. Zudem lassen sie Fördermöglichkeiten ungenutzt, die der Staat ihnen für die Rentenvorsorge bietet. Für freiberuflich tätige Architekten, Ingenieure oder IT-Experten kommen hier vor allem die Basis-Rente sowie die private Rentenversicherung in Frage.
Basis-Rente
Die Basis-Rente – auch Rürup-Rente genannt – eignet sich vor allem für gutverdienende Selbständige und ist ähnlich wie die Riester-Rente eine staatlich geförderte Form der Altersvorsorge. Sparer profitieren von einer hohen steuerlichen Abzugsmöglichkeit der Beiträge: Derzeit lassen sich 92% der Beiträge absetzen, was die eigene Steuerlast erheblich mindern kann. Insgesamt können bis zu 25.787 Euro (51.574 bei Verheirateten) bei der jährlichen Steuererklärung als Sonderausgaben geltend gemacht werden (inklusive der Beiträge an ein berufsständisches Versorgungswerk oder die Gesetzliche Rentenversicherung).
Bei vielen Freiberuflern und Selbstständigen schwankt das Einkommen teilweise sehr stark. Hier kann die Basis-Rente punkten: Es genügt schon ein geringer monatlicher Sparbeitrag. Je nach Geschäftsentwicklung kann dann z. B. zum Jahresende über eine Sonderzahlung bis auf die maximale Summe erhöht werden, um in vollem Umfang von den Steuervorteilen zu profitieren. Die Rente wird im Alter monatlich ausgezahlt, eine Einmalauszahlung ist nicht möglich.
Private Rentenversicherung
Eine noch flexiblere Form der Altersvorsorge stellt die private Rentenversicherung dar. Hier zahlen Sparer entweder monatlich einen bestimmten Betrag ein oder, wenn größere Summen zur Verfügung stehen, einen hohen einmaliger Betrag. Ähnliches gilt für die Auszahlung: Diese kann regelmäßig monatlich ausgezahlt werden oder als Einmalbetrag.
Im Gegensatz zur Basis-Rente fördert der Staat hier nicht die Ansparphase, dafür profitieren Sie von der steuerlichen Behandlung der Auszahlung. Dies gilt insbesondere, wenn Sie sich für eine monatliche Rente entscheiden. Im Alter von 67 etwa liegt der steuerpflichtige Anteil nur bei 17%. Somit bleibt ein Großteil der Rente steuerfrei. Zudem erwerben Sie den Versicherungsschutz einer garantierten, lebenslangen Rente – ganz egal, wie alt Sie werden. Entscheiden Sie sich hingegen für eine Kapitalauszahlung (nach einer mind. 12-jährigen Laufzeit und ab Vollendung des 62. Lebensjahres), ist der Ertrag zu 50% steuerpflichtig.
Dank ihrer Flexibilität lässt sich die private Rentenversicherung an fast alle Lebenssituationen anpassen. Will ein Sparer zum Beispiel eine Immobilie erwerben, kann er das Guthaben als Sicherheit hinterlegen. In Krisenzeiten lässt sie sich problemlos beleihen. Und sollte der Versicherte früh sterben, sind je nach Anbieter und Tarif auch die Hinterbliebenen abgesichert.
Weitere Formen der Altersvorsorge
Eine weitere Form der Altersvorsorge ist die Riester-Rente. Sie ist durch staatliche Zulagen sehr attraktiv, steht jedoch nicht allen Personen offen. Selbstständige und Freiberufler sind selbst nicht unmittelbar zulagenberechtigt. Bespart jedoch der Ehepartner (z.B. als Angestellter oder Beamter) einen Riestervertrag, haben Freiberufler einen indirekten Förderanspruch. Der Staat beteiligt sich dann mit einer jährlichen Grundzulage in Höhe von 175 € an ihrem Riester-Vertrag; zusätzlich sind Kinderzulagen möglich.
Neben Rentenversicherungen gibt es natürlich etliche weitere Möglichkeiten, finanziell für den Ruhestand vorzusorgen. Kapitalanlagen, Immobilienerwerb und der Aufbau eines eigenen Unternehmens zählen zu den wichtigsten. Diese können eine zentrale Säule in der Altersvorsorge bilden, sollten jedoch nie allein stehen.
Sparen Sie Kapital fürs Alter an, müssen Sie spätestens mit Beginn der monatlichen Auszahlung festlegen, über wie viele Jahre sie laufen soll. Doch niemand weiß, wie lange sein Ruhestand tatsächlich dauern wird. Leben Sie nach Renteneintritt nun doch noch 30 und nicht nur 25 Jahre, fällt die „Zusatzrente“ für die letzten fünf Jahre aus. Ebenso unsicher ist der geplante Verkauf des eigenen Unternehmens. Schon jetzt haben etliche Architektur- und Ingenieurbüros Probleme, geeignete Nachfolger zu finden oder den gewünschten Verkaufspreis zu erhalten.
Im besten Fall stellen Sie sich möglichst breit auf und nutzen bei der Altersvorsorge – möglichst frühzeitig – auch die staatlichen Förderungen in Form von Zulagen oder Steuererleichterungen.