Während das Thema Nachhaltigkeit für die Umwelt im Baugewerbe bereits seit längerem diskutiert wird, gibt es diesbezüglich auch eine Disziplin, die sich mit der Bewohnerseite beschäftigt: die Baubiologie. Sie ist die Lehre vom Menschen und seinem Bezug zur Arbeits- beziehungsweise Wohnumgebung. Denn nur, wenn die Architektur ganzheitlich die Bedürfnisse des Menschen mit einbezieht, kann gesundes Wohnen entstehen. Dazu gehört sowohl die körperliche als auch die psychische Gesundheit. Baubiologen stellen sicher, dass durch die Verwendung unter anderem entsprechender Baumaterialien sowie Farb- und Lichtgestaltung ein angenehmes Wohnen erreicht wird.
Menschenfreundliche Wohnkonzepte
Für einen nachhaltigen und ganzheitlichen Bauansatz sollten sowohl Klimaziele als auch die Nutzer der Gebäude im Mittelpunkt stehen. In westlichen Ländern verbringen die Bewohner 80 bis 90 Prozent der Zeit in geschlossenen Räumen. Entsprechend sollten diese auf Wohn- und Arbeitsbedürfnisse der Menschen ausgelegt sein.
Die Baubiologie ist demnach ein ergänzender Bestandteil der Architektur, die sich mit der Umsetzung dieser Anforderungen beschäftigt. Individuell und je nach Standort entwickeln Baubiologen entsprechende Wohnkonzepte. Das bedeutet unter anderem, dass das Haus freigehalten wird von irritierenden Einflüssen und nur unter Verwendung gesunder Materialien erbaut wird. Kunststoffe, PVC und Leim sollen nur in geringen Mengen eingesetzt werden und nur dort, wo es sich nicht vermeiden lässt.
Kriterien der Baubiologie
Bezüglich der Materialien bedeutet das, dass möglichst natürliche, aus regionalen Materialien hergestellte wie Holz und Lehm verwendet werden. Damit leistet man auch einen Beitrag zur Nachhaltigkeit, weil man nachwachsende Rohstoffe verwendet. Das gilt beispielsweise für das Dämmmaterial. Die Klimatisierung beziehungsweise das Beheizen der Räume erfolgt mit nachhaltigen Energien, die nicht nur die Umwelt schützen, sondern die Bewohner auch unabhängiger machen.
Zur Belichtung der Räume setzen Baubiologen auf möglichst natürliches Licht. Das bedeutet, dass die Fenster groß und so angeordnet sind, dass im Verlauf des Tages viel Licht ins Innere fällt. Natürlich ist künstliches Licht aber nach wie vor unersetzlich. Energiesparleuchten sind aus baubiologischer Sicht allerdings in die Kritik geraten, da sie giftige Schwermetalle enthalten und die Lichtverteilung zu unregelmäßig ist. Baubiologen berücksichtigen entsprechend nicht nur den Energieverbrauch während der Nutzung, sondern auch während der Herstellung. Darüber hinaus ist es wichtig, dass sich die Lichtverteilung und -frequenz positiv auf Augen und Nervensystem auswirken.
Ein weiteres wichtiges Kriterium der Baubiologie ist die Einbettung des Gebäudes in die Siedlung beziehungsweise das Sozialgefüge, was einen Beitrag zum emotionalen und psychosozialen Wohlbefinden leistet. Auch Störfelder werden vor Baubeginn ermittelt, wobei sich dieser Teilaspekt auf Erkenntnisse fernöstlicher Traditionen stützt.