Wohl kaum ein Beruf ist von so vielen verschiedenen Vorstellungen in der Öffentlichkeit geprägt wie der Architektenberuf. Dabei sind sowohl negative Vorurteile als auch positive Klischeebilder vertreten – vom Kleidungsstil über das Künstlertum bis hin zum Universalgenie. Auch widersprüchliche Vorstellungen lassen sich finden. Doch was ist dran an den jeweiligen Attributen und was bedeuten sie für den Berufsalltag des Architekten?
Architekt – ein Berufsbild voller Widersprüche?
Oftmals trifft man auf die Aussage, dass der Beruf des Architekten ein sehr kreativer und künstlerischer ist. Der Architekt wird als Gestalter nicht nur einzelner Häuser, sondern ganzer Städte und Welten angesehen. Als solchem kommt ihm eine entsprechende Verantwortung zu, denn ihm werden automatisch auch die nicht gelungenen Gebäude angekreidet, wie beispielsweise die phantasielosen grauen Nachkriegsbauten oder der Betonbrutalismus. In wie fern – abgesehen von Zeit- und Kostengründen – dem Architekten in seinem gestalterischen Spielraum unter anderem durch Bauherren Grenzen gesetzt sind, wird dabei nicht gesehen.
Dem gegenüber steht die Vorstellung, Architekten seien heutzutage alles andere als kreativ, im Gegenteil: Sie bevorzugen angeblich sterile Materialien wie Glas, klare Linien und generell ein schnörkelloses Design, was in einer klinischen Atmosphäre des Gebäudes resultiert. Bauherren und Auftraggeber fürchten mitunter, der Architekt habe nicht denselben Geschmack wie sie und ziehen ihn nur ungern bei ästhetischen Fragen heran. Dieser Ruf reicht so weit, dass er sogar in kabarettistischen Liedern wie Bodo Wartkes „Architektur in Deutschland“ verarbeitet wird.
Ruf und Realität
Ein weiteres negatives Klischee über das Berufsbild des Architekten ist das des exzentrischen Einzelkämpfers. Architekten werden oft in einem Elfenbeinturm gesehen, in dem sie ganz allein ihre eigenen Entwürfe verfertigen. Die Realität sieht allerdings oft anders aus: Insbesondere heute, da der Markt für Architekten unsicher und die Laufbahn als Architekt ohne Spezialisierung schwierig ist, organisieren Architekten sich auf unterschiedlichen Ebenen und kämpfen für ihren Berufsstand.
Positiv sieht die Öffentlichkeit das breite Wissen nicht nur um das architektonische Handwerk, sondern auch um verwandte Gewerke, Paragrafen und Rechtsprechungen. Aber auch in der Praxis wird der Architekt als Universalgenie gesehen: als Alleskönner, der unter anderem Zeichnen, Mathematik, Baumanagement und Qualitätskontrolle zu seinen Begabungen zählt.
Die Kampagne „Richtige Architekten“ will mit einigen Klischeebildern über den Beruf des Architekten aufräumen und stellt ihnen tatsächliche Fakten gegenüber.