Angesichts des fortschreitenden Klimawandels wird „nachhaltige“ Architektur immer wichtiger. Die Baubranche ist als massiver Klimakiller bekannt: 38 Prozent der globalen CO2-Emissionen gehen auf das Konto des Bau- und Gebäudesektors. Eine Fortsetzung wie bisher ist daher nicht mehr möglich. Selbst der Einsatz von klimaschonenden Baustoffen allein reicht nicht aus. Stattdessen bleibt nur noch „Aufstocken | Anbauen | Umbauen“, wie es auch das Architektur-Magazin „Baumeister“ empfiehlt. Die volle Konzentration sollte dabei auf dem Bestand liegen.
Ein kleiner, aber in absehbarer Zukunft sehr wichtiger Beitrag zur Ressourcenschonung kann das sogenannte „Urban Mining“ leisten. In unseren abrissreifen Gebäuden liegen immense Werte, die bislang missachtet worden sind. Mithilfe digitaler Werkzeuge können aus vermeintlichen Abfällen wieder Rohstoffe für Häuser werden – im Neubau und im Bestand.
Die öffentliche Hand sollte hierbei mit gutem Beispiel vorangehen und bei öffentlichen Bauvorhaben die Wiederverwendung von Bauteilen, ausgebauten Baustoffen und Bodenaushub sowie den Einsatz von Sekundärbaustoffen priorisieren. Die Nichtbeachtung sollte vergabewirksam und förderschädlich sein.
Um die Wiederverwendung von Baustoffen zu erleichtern, braucht es Materialkataster, die diese Informationen zuverlässig bündeln. Die Vermessungsingenieurinnen und -ingenieure werden dabei eine zentrale Rolle spielen.
Im Moment werden in Deutschland jährlich rund 900 Millionen Tonnen Abfall produziert, wovon knapp 55 Prozent Bau- und Abbruchabfälle sind. Nur knapp 34 Prozent davon werden recycelt und landen größtenteils als Gesteinskörnung im Straßen-, Erd- und Deponiebau. Ein echtes Recycling von Baumaterialien findet bislang kaum statt, da oft Informationen über die Materialien fehlen.
Chancen und Risiken
Architekt:innen oder Bauplaner:innen haben die Möglichkeit, durch die Anwendung des Prinzips „Cradle to Cradle“ (C2C) im Bereich des (Neu-) Bauens aktiv zu einer nachhaltigeren Zukunft beizutragen. C2C umfasst eine durchgängige und konsequente Kreislaufwirtschaft und kann langfristig gesehen umweltfreundlicher sein als herkömmliche Bauverfahren. Ein Beispiel hierfür ist das Esslinger Landratsamt, welches derzeit sortenrein zurückgebaut wird und als möglichst kreislauffähiger Neubau nach C2C-Richtlinien wiedererrichtet wird. Somit können auch in Zukunft Gebäude-Aufstockungen, -An- und Umbauten sowie Neubauten geplant und dabei auf eine ressourcenschonende und umweltfreundliche Bauweise gesetzt werden.
Allerdings besteht die Möglichkeit, bei einer ressourcenverschwendenden Bauplanung für klimaschädliche Gebäude in die Haftung genommen zu werden. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Beratungspflicht in Bezug auf nachhaltige Bauplanung gegenüber Bauherr:innen oder Investor:innen nicht erfüllt wurde oder Planungsfehler begangen wurden, indem beispielsweise neue Rohstoffe statt wiederverwendbarer Wertstoffe in der Bauplanung vorgesehen wurden. Die Bauplanung muss stets den allgemein anerkannten Regeln der Wissenschaft und Technik entsprechen, und sollte „C2C“ zu einem Bestandteil dieser Regeln werden, sind Bauplaner:innen dazu aufgefordert, diese zu beachten.
Als Fachmakler für Architekten, Ingenieure und Bauträger beraten wir Sie gern zur Absicherung solcher Risiken. Kontaktieren Sie uns!