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Wie die Baustelle 4.0 in Krisenzeiten unterstützen kann

von | 15. Jul. 2020

Seit geraumer Zeit ist Digitalisierung in aller Munde, um traditionelle Branchen in puncto Effizienz und Produktivität zu verbessern. Die Bauwirtschaft zählt hier mit zu den wichtigsten Bereichen, schließlich erwirtschaftet sie einen Jahresumsatz von ca. 107 Mrd. €. Allerdings unterscheiden sich die Bedingungen in Baustellenprozessen signifikant von einer industriellen Güterproduktion. Die Baustelle stellt ein komplexes und sich laufend veränderndes Ökosystem dar, mit einer hohen Anzahl individueller Teilnehmer, die selbst Technologien in höchst unterschiedlichem Maße nutzen.


Wie schafft man also Lösungen, die einen Mehrwert für alle bieten? Bereits in der Nutzung und Weiterentwicklung befindet sich BIM (Building Information Modeling). Mit Hilfe eines digitalen Bauwerk-Datenmodells werden Projekte aufgeplant und Zeichnungen und Modelle allen Beteiligten zur Verfügung gestellt. Erstmals gibt es ein Verfahren, das sicherstellen kann, dass Fachplaner, Ingenieure und Behörden über den gleichen Planstand diskutieren und damit arbeiten – ganz ohne Stift und Papier. Auch Änderungen werden einfach verfolgbar eingepflegt.

Mittels BIM wird das Gebäudemodell somit bis zur Ausschreibung mit Informationen angereichert, aber wie wird das Ganze dann auf der Baustelle weitergeführt? Hierfür gibt es etwa Cloud-Lösungen, die den Zugriff auf das Modell und die Pläne auch von Mobilgeräten erlauben, um beispielsweise eine orts- bzw. plangetreue Dokumentation von Mängeln durchzuführen.

Warum wird BIM nicht auf jeder Baustelle angewandt?

Gerade in Zeiten von Corona zeigt sich, wie essentiell die Kommunikation aller Zuträger einer Baustelle ist. Dazu zählen neben den Bauunternehmen und ihren Arbeitern, Zulieferern und Entsorgern vor allem Bauherren, die Bauleiter auf Anpassungen aufmerksam machen oder Sonderwünsche äußern. In Zeiten von Kontaktverboten und Mindestabständen wird auf den Baustellen mehr als deutlich, wie viele Absprachen, Telefonate und Besprechungen doch notwendig sind, um einen „reibungslosen“ Bauablauf zu gewährleisten. Leider gibt es hier wenig digitale Stützen oder Standards, die alle Bauteilnehmer einen.

Während sich vielfältige Softwarelösungen auf den stark fragmentieren Markt positionieren, um die Prozesse einzelner Beteiligten zu optimieren, wird der Überblick und die Kollaboration der Teilnehmer außer Acht gelassen.

Die ganze Baustelle digital im Blick behalten

Mit Hilfe der Software können Architekten und Bauingenieure zunächst in der Projektaufplanung den Bauzeitenplan einfach aus einer Vorlage oder den Leistungsverzeichnissen importieren und anpassen. Arbeitstage werden unter Berücksichtigung der Feiertage, Wochenenden und der definierten Arbeitswoche automatisch berechnet. Werden anschließend die Gewerke zum Projekt eingeladen, erhalten sie immer die neusten Bau- und Bauzeitenpläne auf Knopfdruck. Das Arbeiten mit veralteten Bauplänen kann somit vermieden werden. Hinzu kommt die Verortung von Mängeln und Restarbeiten im Plan, um Missverständnisse vorzubeugen, die am Telefon oder im Messenger entstehen können.

Mit Hilfe der gewonnenen Daten ist neben der Steuerung der Gewerke auch die Erstellung des Bautagebuches schnell erledigt, Aktionen werden beiläufig dokumentiert. Hierbei zeichnet sich bereits ab, dass die eindeutige Datenlage mit Zugriff für jeden Beteiligten deutliche Vorteile gegenüber einer analogen Projektleitung hat.

Doch es kommt nicht nur auf Digitalisierung an

Darüber hinaus müssen transparente Prozesse für die Zusammenarbeit geschaffen und auch gelebt werden, um eine kontinuierliche Verbesserung der Kommunikation zu erreichen. Diese Wende, sei sie digital oder nicht, kann nicht nur Effizienz oder Produktivität der Planer, Ausführer und Zulieferer steigern, sondern auch die Qualität des Bauwerks. Wo zuvor Mängel und Probleme abgewälzt wurden, könnte ein offener Umgang die Kommunikation transparenter gestalten und so den Projektablauf erleichtern. Klare Abläufe und Zuteilungen von Aufgaben und Dokumenten führen so auch im Nachhinein zu weniger Problemen, wenn alles ordnungsgemäß dokumentiert wird.

Man stelle sich vor: Baustelle kann wieder Spaß machen. Gemeinschaft statt Gemeinheit. Eine Wiederkehr der deutschen „Baukultur“.

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