Lohnen sich Smart-Home-Systeme für Bauträger? Von den Kunden werden smarte Lösungen zunehmend nachgefragt und erwartet, doch gibt es bislang keine einheitlichen Standards – weder technisch noch organisatorisch. Wer Smart-Living-Lösungen in seine Projekte integrieren möchte, muss hierfür zunächst ein eigenes Konzept entwickeln. Welche Anforderungen haben die potenziellen Käufer? Welche Systeme bieten sich dafür an und sind wirtschaftlich sinnvoll? Nicht zuletzt müssen Bauträger auch ihre Prozesse erweitern – von der Planung und Vertragsgestaltung bis zur Übergabe und Wartung der Smart-Home-Komponenten.
Wann machen Smart-Home-Systeme Sinn?
Für Bauträger sind Smart-Home-Lösungen wichtige Verkaufsargumente. Den Kunden bieten sie Komfort, mehr Sicherheit und/oder höhere Energieeffizienz: Licht und Raumtemperatur lassen sich zentral oder per App steuern, Bewegungsmelder mit Videoaufzeichnungen koppeln, Medizin- und Haustechnik ermöglichen altersgerechtes Wohnen usw. Wer die Immobilien als Betreiber im eigenen Portfolio behält, profitiert mit den richtigen Lösungen von einfacherem Facility Management und niedrigeren Energiekosten.
Diesen Chancen stehen zunächst höhere Kosten sowie neue Risiken gegenüber. Die technische Gebäudeausstattung wird tendenziell noch komplexer, die Zahl der Schnittstellen steigt und damit auch das Risiko einer Mängelhaftung des Bauträgers. Bei Smart-Living-Lösungen ist es wichtig, vor allem die Verantwortlichkeiten frühzeitig zu klären und vertraglich festzuhalten, von der Planung bis zum laufenden Betrieb:
- Wer übernimmt die Projektkoordination bei Planung und Installation des Smart-Home-Systems? (Schnittstellen zu zahlreichen Gewerken wie Heizung, Klima, Ladesäulen, Jalousien etc.)
- Wie sehen die Prüfprozesse bei der Abnahme aus und wer prüft das Zusammenspiel aller Komponenten?
- Wie erfolgt die Einweisung der Käufer/Nutzer?
- Wer ist verantwortlich, wenn es im Betrieb zu Problemen beim Datenaustausch zwischen einzelnen Komponenten kommt?
- Wie können Betreiber oder Nutzer das System später erweitern bzw. verändern?
Notwendiges Know-how im Bauträgergeschäft
Wer als Bauträger das eigene Geschäftsfeld erweitern will, kann das notwendige Know-how intern aufbauen. Für viele wird es jedoch einfacher sein, zumindest einige Aufgaben wie Nutzerbetreuung oder Wartungsarbeiten an Externe zu vergeben.
Wer Planung und Umsetzung von Smart-Home-Systemen nicht komplett an Dritte auslagert, muss sich selbst intensiv mit den Marktentwicklungen und technischen Anforderungen auseinandersetzen. Ein sinnvolles Gesamtkonzept zu entwickeln bedeutet mehr, als nur einzelne Bausteine auszuwählen. Sie müssen am Ende im Zusammenspiel funktionieren und sollten sich nach Möglichkeit flexibel erweitern lassen.
Auch die Anforderungen an die Vergabe steigen. So sind Leistungsbeschreibungen für Aktoren, Sensoren und die Verkabelung zu erstellen, Installation und Prüfprozesse abzustimmen und Gewährleistungspflichten zu klären. Hinzu kommen Themen wie IT-Sicherheit, Datenschutz und die bei Smart-Home-Produkten oft noch ungeklärten Haftungsfragen. Eine umfassende Bauträgerhaftpflicht-Versicherung ist auch hier essenziell. Um eigene Risiken zu reduzieren, sollten solche Aspekte zudem in den Verträgen mit Lieferanten, ausführenden Firmen und Käufern geklärt und transparent gemacht werden.
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