Unpünktliche Baufirmen, verspätete Materiallieferungen oder einfach Pech mit dem Wetter – Bauverzögerungen machen sogar den sorgfältigsten Bauprojektleitern immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Sie bedeuten nicht nur verlorene Zeit, sondern auch Geld – beides Ressourcen, die in der Branche stets knapp bemessen sind. Doch es gibt Möglichkeiten, sich schon im Vorhinein dagegen zu wappnen.
Wodurch werden Verzögerungen am Bau ausgelöst?
Eine ganze Reihe an Ereignissen kann für Verzögerungen auf der Baustelle verantwortlich sein. Einige typische Auslöser sind beispielsweise die folgenden:
- Schlechte Planung in Bezug auf Jahreszeit, Temperaturen, Wetterbedingungen und Co.
- Unzureichende Kommunikation und Missverständnisse zwischen den Baubeteiligten
- Daraus resultierende Baumängel, die zeitraubend behoben werden müssen
- Unzuverlässige Baufirmen, die nicht zum vereinbarten Zeitpunkt ihre Arbeit beginnen (oder fertigstellen)
- Private Bauherren, die sich mit Eigenleistungen oder ihrem Budget verkalkuliert haben
- Lange oder unsichere Vorlaufzeiten durch Lieferengpässe bei Baumaterialien
- Unvorhersehbare Ereignisse (teilweise versicherbar): Naturkatastrophen, Diebstahl, Vandalismus, Pandemien oder aktuell z. B. eine international angespannte Wirtschaftslage
Auf einige dieser Faktoren hat man im Bauwesen natürlich wenig Einfluss. Wenn Material nicht lieferbar ist und keine Alternative zur Verfügung steht, bleibt nicht viel mehr übrig, als abzuwarten. Doch gegen viele dieser Stolperfallen hilft gute – und vor allem rechtzeitige – Vorbereitung:
1 – Gut informiert an die Zeitplanung herangehen
Dass die Zeitplanung das A und O jedes Projekts ist, ist wohl jedem Bauverantwortlichen bekannt. Doch wie lassen sich sowohl Verzögerungen am Bau als auch Leerläufe vermeiden?
Erfahrungswerte aus früheren Projekten sind hier immens hilfreich. Dafür ist es ratsam, bereits abgeschlossene Projekte eingehend zu analysieren und aus vergangenen Fehlern zu lernen, was man bei der Zeitplanung des nächsten Bauprojekts besser machen kann, um Verzögerungen zu verhindern.
Außerdem ist eine Absprache mit den beteiligten ausführenden Firmen sinnvoll. Gemeinsam lässt sich die verfügbare Zeit am besten abschätzen und einteilen. Dazu braucht es allerdings verlässliche Partner, die realistisch kalkulieren und sich an Vereinbarungen halten. Die Baupartner wollen daher gut gewählt sein – was mitunter bedeuten kann, etwas tiefer in die Tasche zu greifen. Die Investition lohnt sich jedoch, wenn das Projekt dafür reibungslos abläuft.
Zusätzlich sollten äußere Einflussfaktoren eine wesentliche Rolle spielen: Welches Wetter wurde vorausgesagt, gibt es bereits Anzeichen, dass sich Materiallieferungen verspäten könnten, hat ein Bauunternehmer gerade Personalmangel? Je mehr Informationen in die Erstellung des Zeitplans mit einfließen, desto eher lassen sich Verzögerungen im Bauablauf verhindern.
2 – Übersichtlichen Bauzeitenplan führen
Zum Thema Zeitplanung zählt neben realistischen Schätzwerten auch das richtige Handwerkszeug. Für eine sorgfältige Baukoordination ist es unabdingbar, einen übersichtlichen Bauzeitenplan zu erstellen. Ohne einen durchdachten Plan fehlt der Bauleitung jeglicher Überblick und die Einteilung der Gewerke passiert willkürlich – was ein Garant für Chaos ist.
Ein Zusatztipp: Im Sinne der digitalen Bauwirtschaft kommen immer mehr smarte Tools für den Zeitplan auf den Markt – sodass Änderungen unterwegs am Smartphone gemacht werden können, statt umständlich ein Excel-Diagramm verwalten zu müssen. Das spart Arbeitszeit ein und ermöglicht jederzeit einen schnellen Soll-Ist-Vergleich aller Termine und Fristen.
3 – Kommunikation vereinfachen
Die Kommunikation ist ebenfalls ein grundlegender Baustein für den Projekterfolg und das Vermeiden unnötiger Verzögerungen. Doch die gängige Praxis steht diesem eher im Weg: Besprechungen, Anrufe, Textnachrichten, E-Mails, Messenger- und Filesharing-Dienste u. v. m. verteilen die Projektdaten auf unzähligen verschiedenen Plattformen.
Das führt dazu, dass essenzielle Informationen zwischen den Medien untergehen. Es kursieren veraltete Planstände, unvollständige Aufgaben- und Mängellisten, falsche Termine etc. Daraus resultieren unnötige Unterbrechungen, Baufehler und Mängel, schlimmstenfalls sogar ein Baustopp.
Um dies zu verhindern, sind klare Ansprechpartner und Kommunikationspfade nötig. Dazu sollte vor Baustart bereits festgelegt sein, welche Plattform für den Informationsaustausch genutzt wird – bestenfalls nur eine einzige, damit alle Beteiligten auf denselben Informationsstand zurückgreifen.
4 – Die Baustelle regelmäßig überwachen
Eine der wichtigsten Aufgaben der Bauleitung ist es, den Baufortschritt in regelmäßigen Abständen zu überwachen und sofort zu reagieren, wenn etwas nicht nach Plan läuft. Denn je weniger Zeit vom Auftritt bis zur Behebung eines Problems vergeht, desto kleiner ist das Risiko für nachfolgende Verzögerungen.
Hier hilft es, den Blick in den Bauzeitenplan zur Routine zu machen, damit eventuell notwendige Terminverschiebungen rechtzeitig plan- und koordinierbar sind.
5 – Gute Abstimmung mit dem Bauherrn
Gerade bei privaten Bauherren ist es außerdem von Vorteil, eine gute Gesprächsbasis aufzubauen und diesen beratend und unterstützend zur Seite zu stehen. Erfahrene Bauleiter können mit ihrem Fachwissen benötigte Ressourcen besser abschätzen und frühzeitig vor möglichen Risiken warnen.
Das gilt vor allem für Eigenleistungen und Sonderwünsche. Dem Bauherrn sollte unbedingt klar sein, was bis wann geändert werden kann, ohne den weiteren Ablauf zu gefährden. Wer hier schon in der Planungsphase gut kommuniziert, spart sich später viel Stress und Streitereien.
…und wenn es doch zu Verzögerungen beim Bauvorhaben kommt?
Eine hundertprozentige Garantie für eine rechtzeitige Fertigstellung gibt es leider nie. Trotz sorgfältiger Vorbereitungen können unvorhergesehene Ereignisse die Planung durcheinanderbringen. Eine späterer Bauabschluss bringt nicht selten hohe Kosten mit sich – wichtig ist daher eine Absicherung.
Wer sich als Projektleiter nicht die Schuld in die Schuhe schieben lassen will, muss seine Arbeit gut dokumentieren. Dazu gehört z. B. ein lückenloses Bautagebuch und sauber geführte Protokolle. Ratsam ist dafür eine digitale Dokumentation, die schnell erstellt, verteilt und durchsucht werden kann, ohne das Archiv nach dem richtigen Bauordner durchforsten zu müssen.
Doch beweissichere Unterlagen sind nur das eine. Gerade, wenn Verzögerungen durch mangelhafte Ausführung oder Bauschäden zustande gekommen sind, kann ein Streitfall sehr schnell vor Gericht landen. Zusätzlich zur Dokumentation ist also auch eine gute Berufshaftpflichtversicherung unerlässlich, die hier Rechtsschutz bietet und im Ernstfall die Schadenskosten bei Planungs- oder Überwachungsfehlern übernimmt.