Mit jedem Konjunktureinbruch gewinnt gutes Risikomanagement an Bedeutung. Dazu gehört auch die Bonitätsprüfung der eigenen Auftraggeber oder Auftragnehmer, vor allem in der Baubranche. Denn was passiert, wenn Sie lange auf die Begleichung Ihrer Rechnungen warten müssen? Wenn ein Bauherr Insolvenz anmeldet und ein hoher Honorarausfall droht? Wenn beauftragte Baufirmen oder Subplaner ihre Arbeit einstellen und schnell Ersatz gefunden werden muss?
Zahlungsschwierigkeiten von Geschäftspartnern können zu ernsten Problemen für das eigene Unternehmen führen. Oft kommt es bei Bonitätsproblemen zu einem Dominoeffekt, der auch gut ausgelastete Planungsbüros in Mitleidenschaft zieht. Jede dritte Insolvenz mittelständischer Unternehmen ist eine unverschuldete Folgeinsolvenz.
Die finanzielle Zuverlässigkeit von Auftraggebern, Baufirmen oder Subplanern ist eine wichtige Voraussetzung, um als Ingenieurbüro, freier Architekt oder Bauträger wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Mit einer Bonitätsprüfung wichtiger Vertragspartner können sie Ausfallrisiken verringern. Für die unvermeidlichen Restrisiken gibt es geeignete Absicherungen wie eine Honorarausfallversicherung oder Bürgschaften.
Was ist eine Bonitätsprüfung?
Eine Bonitätsprüfung ist die Untersuchung der finanziellen Situation und des Zahlungsverhaltens einer Person oder eines Unternehmens. Die Bonitätsprüfung hilft, das Risiko zu bewerten, dass jemand seine finanziellen Verpflichtungen nicht erfüllen kann und eine Insolvenz droht. Dabei werden verschiedene Faktoren wie beispielsweise Einkommen/Umsatz, bestehende Schulden und Vermögenswerte berücksichtigt.
Nicht nur Finanzinstitute prüfen die Bonität ihrer Kreditnehmer. Unternehmen und Selbständige können und sollten sich ebenso über die finanzielle Zuverlässigkeit ihrer Auftraggeber informieren. Wer auf Rechnung arbeitet, geht selbst zunächst in Vorleistung. Wird ein Kunde dann zahlungsunfähig, stellt dies vor allem bei größeren Projekten eine existenzielle Belastung dar. Wer vor Vertragsschluss die Bonität seiner Bauherren überprüft, reduziert das Risiko von Forderungsausfällen.
Auch bei der Auswahl von Baufirmen oder Subplanern empfiehlt sich eine frühzeitige Bonitätsprüfung. Die Insolvenz eines Auftragnehmers führt oft Verzögerungen im Projektablauf und lässt die Kosten steigen. Bauherren, Bauträger oder Generalplaner sollten daher im Auswahlprozess neben den Angebotspreisen auch die Verlässlichkeit der potenziellen Auftragnehmer im Blick haben. Architekten und Bauingenieure, die bei der Vergabe mitwirken, sollten ihre Bauherren entsprechend beraten.
Wie sich die Bonität überprüfen lässt
Für die Bonitätsprüfung gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zu den wichtigsten gehören:
- Das Handelsregister: Dem Handelsregister lassen sich unter anderem die genaue Anschrift, Rechtsform und Firmierung potenzieller Auftraggeber oder Unternehmer entnehmen.
- Wirtschaftsauskunfteien: Informationen von Wirtschaftsauskunfteien (z.B. Creditreform, CRIF, Schufa) geben Aufschluss über die Bonität von Personen oder Unternehmen.
- Referenzen: Ebenso kann es hilfreich sein, sich mit anderen Architekten/Ingenieure/Bauherren auszutauschen, um zu erfahren, wie zuverlässig sich ein Geschäftspartner bisher gezeigt hat.
Auch nach Vertragsschluss lohnt es sich, die Bonität des Auftraggebers zu überwachen, um rechtzeitig von finanziellen Schwierigkeiten zu erfahren und darauf reagieren zu können. Vorsicht ist geboten bei Auffälligkeiten wie zum Beispiel:
- Kurzarbeit, Entlassungen oder auffällige Personalwechsel beim Bauherrn/Kunden
- Verzögerte Zahlung von Abschlagsrechnungen
- Änderung der Zahlungsweise oder der Bankverbindung
- Wechsel der Rechtsform
Honorarforderungen absichern
So wichtig eine Bonitätsprüfung ist, lassen sich Honorarausfälle damit dennoch nicht komplett vermeiden. Zudem will nicht jeder Selbständige den Aufwand selbst betreiben. Um eigene Forderungen zu schützen und die Liquidität zu sichern, bietet sich eine Honorarausfallversicherung an. Diese springt ein, wenn ein Bauherr mit seiner Zahlung in Verzug gerät oder insolvent wird. Zudem übernimmt der Versicherer die Bonitätsprüfung und -überwachung des Auftraggebers.
Eine Honorarausfallversicherung hilft Selbständigen somit, ihre finanziellen Risiken zu minimieren und langfristig erfolgreiche Geschäftsbeziehungen aufzubauen.
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