Das Bauwesen kämpft aktuell mit verschiedenen Herausforderungen. Probleme mit Lieferketten und Baustoffverfügbarkeit und steigende Kosten im Allgemeinen machen zahlreichen Unternehmen zu schaffen. Die Digitalisierung von Prozessen im Bauwesen kann diese Probleme zwar nicht lösen, aber trotzdem einen wichtigen Beitrag dazu leisten, Prozesse effizienter und damit kostensparender zu machen.
Doch auch die Digitalisierung auf der Baustelle ist mit eigenen Herausforderungen verbunden. In diesem Beitrag zeigen wir, welchen Themen die Branche zurzeit am meisten beschäftigen und wie Sie Prozesse in Ihrem Unternehmen effizient digitalisieren.
1. Digitalisierung der Kommunikation
Einer der größten Vorteile der Digitalisierung im Baugewerbe ist, dass Sie die Kommunikation im Zuge von Bauvorhaben effizienter macht. Software für das Management von Bauprojekten wird dazu verwendet, um die einzelnen Teams auf dem Bau besser zu koordinieren. So erfassen die Beteiligten Informationen zu einzelnen Arbeiten, Baumängeln und anderen wichtigen Dingen zentral auf einer Plattform. Diese Informationen stehen den anderen Projektmitgliedern in Echtzeit und multimedial zur Verfügung.
Die damit verbundene Ersparnis bei administrativen Aufgaben liegt auf der Hand – dennoch arbeitet die Branche noch erstaunlich häufig mit Block, Bleistift oder unzureichenden Tools wie Excel. Dass es hier jedoch viel Verbesserungspotenzial gibt, ist im Bauwesen durchaus bekannt und Befragungen zeigen, dass viele Unternehmen in diesem Bereich besser werden wollen.
2. Digitalisierung von Prozessen
Nicht nur die Kommunikation von Teams, sondern auch die Koordination von Arbeiten sowie deren Nachverfolgung und Auswertung können zu großen Teilen digitalisiert werden.
So ermöglicht Software beispielsweise, dass die Mitarbeiter den Stand der Arbeiten auf der Baustelle vom Büro aus mitverfolgen können. Ebenso ermöglicht die Digitalisierung, die Analyse von Prozessen in Echtzeit. So sehen Bauleiter & Co. auf einen Blick, wo die Arbeiten nach Plan verlaufen und wo es zu Verzögerungen kommt.
Nicht zuletzt wird durch die Digitalisierung auch das Berichtswesen sehr vereinfacht. So entstehen fertige Bautagebücher, Inspektionsberichte und mehr auf Knopfdruck und die verantwortlichen Personen müssen nicht mehr Stunden mit dem Sichten und Organisieren von Unterlagen verschwenden.
3. Nutzung von BIM und anderen digitalen Technologien weiter ausbauen
Neben Bausoftware gibt es zahlreiche andere digitale Technologien, die Bauprozesse unterstützen. BIM (Building Information Modeling) zählt dabei zu den stärksten Trends. Die Technologie ermöglicht die Integration von Teams und Prozessen auf Basis von 3D-Modellen. Doch während vor allem große Unternehmen in der Branche bereits stark auf BIM setzen, sind kleine und mittlere Unternehmen oft noch zögerlich.
Dasselbe gilt beim Einsatz anderer neuer Technologien am Bau wie beispielsweise Drohnen. Die fliegenden Helfer werden eingesetzt, um bei großen Projekten und an schwer zugänglichen Orten den Überblick zu bewahren. Kombiniert mit anderen Technologien wie Laserscanning geben sie den Anwendern mächtige Werkzeuge in die Hand, mit denen viele Prozesse einfacher und schneller erfolgen.
Das setzt jedoch auch das nötige Fachwissen voraus. Dieses ist gerade bei kleineren Unternehmen nicht immer vorhanden. Jedoch gibt es inzwischen viele externe Anbieter, die man dafür engagieren kann.
4. Cyber-Sicherheit und Datenschutz (DSGVO)
Mit der fortschreitenden Digitalisierung steigt leider auch die Anfälligkeit gegenüber Cyber-Kriminalität. Eine robuste IT-Struktur und angemessene Prozesse zum sicheren Umgang und Schutz von sensiblen Informationen sind daher Pflicht. Nicht zuletzt die DSGVO hat hier viele wichtige Grundlagen geschaffen.
Bei vielen Bauprojekten zählt zu den Anforderungen an die beteiligten Unternehmen, dass sie über die entsprechenden Qualifikationen verfügen. Dies ist auch sehr wichtig, denn die Zahl gezielter Angriffe steigt laut aktuellen Studien zur Cyber-Sicherheit jährlich weiter an.
5. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen digital ‚fit‘ machen
Wie bereits angesprochen, scheitern Maßnahmen zur Digitalisierung von Prozessen häufig am fehlenden Know-How. Umfragen ergaben, dass fehlende Kenntnisse einer der Hauptgründe dafür sind, wenn die Digitalisierung von Prozessen im Bauwesen nicht die gewünschten Ergebnisse bringt.
Hierzu gibt es zwei Lösungsansätze: Den Einsatz von digitalen Technologien, die einfach zu erlernen und anzuwenden sind sowie gründliche Schulungen der betroffenen Personen – was jedoch mit einem entsprechenden Aufwand verbunden sein kann.
So klappt es mit der Digitalisierung im Bauwesen
Damit Unternehmen im Bauwesen bei der Digitalisierung Erfolg haben, sollten sie folgende Punkte berücksichtigen:
- Am Anfang sollte immer eine Bestandsaufnahme stehen – wo steht Ihr Unternehmen in Bezug auf die Digitalisierung von Prozessen? Welche Arbeiten wurden bereits digitalisiert und wie steht es um die vorhandene Infrastruktur?
- Darauf aufbauend erfolgt die Zielsetzung. Was wollen Sie mit der Digitalisierung erreichen und welche Prozesse bieten sich dafür an? Suchen Sie nach Anwendungsbereichen, in denen Sie mit dem geringsten Aufwand das größte Potenzial erreichen können.
- Definieren Sie auch Kennzahlen, anhand derer Sie den Erfolg Ihrer Maßnahmen messen können.
- Welche Lösungen benötigen Sie? Einzellösungen, die für wenige spezifische Arbeiten oder Prozesse benötigt werden – oder Komplettlösungen, mit denen Sie verschiedenste Prozesse in Ihrem Unternehmen abdecken können?
- Daran anschließend: Wie fügen sich die neuen Lösungen in Ihre bestehende Infrastruktur ein?
- Wichtig ist auch, dass Sie die von den geplanten Maßnahmen betroffenen Personen und Abteilungen einbinden. Die Erfahrung zeigt, dass die Digitalisierung besser gelingt, wenn die zukünftigen internen und externen Anwender in die Auswahl- und Entscheidungsprozesse eingebunden wurden.
- Die Digitalisierung von Prozessen ist ein komplexes Anliegen. Darum sollten Sie in Ihrem Unternehmen Personen oder Abteilungen bestimmen, die diese Maßnahmen planen, umsetzen und analysieren.
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